Am 25. November 2013 haben wir den Verein Wildtierhilfe Wien gegründet. Zum runden Geburtstag stellen wir euch unsere wichtigsten Meilensteine vor.
Vereinsgründung
Vor zehn Jahren hatten wir es nach langer Vorarbeit schwarz auf weiß: den Verein Wildtierhilfe Wien. Damals nur aus einer handvoll idealistischer Studentinnen bestehend, verfolgten wir das ambitionierte Ziel, eine Wildtierauffangstation mitten in der Stadt zu gründen. Mit einem noch leeren Spendenkonto, null Bekanntheitsgrad und keiner Aussicht auf substanzielle Unterstützung der öffentlichen Hand.
Dass unser Telefon gleich am ersten Tag läutete, erstaunte uns sehr. Doch zum damaligen Zeitpunkt gab es zu wenige Anlaufstellen in der Umgebung. Gleich zu Beginn nahmen wir weit über 1.000 Wildtiere jährlich auf und mussten aus Kapazitätsgründen zahlreiche weitere Anfragen ablehnen. Unser Telefon glühte von früh bis spät. Wir telefonierten mitten in der Nacht, fingen verletzte Wildtiere ein, holten sie aus anderen Bundesländern ab und organisierten viele Fahrten. Um Wildtiere im passenden Habitat auszuwildern, errichteten wir an mehreren Orten in Niederösterreich Volieren und statteten sie zur Beobachtung mit Wildtierkameras aus. Mangels Geld für Drucksorten (etwa Flyer, Banner, Infofolder) setzten wir ganz auf Mundpropaganda und Facebook, um Spenden zu lukrieren.
Unser eigenes Tierheim
Durch die schnell aufgebaute Reichweite gelang es uns nach intensiver Suche 2016, geeignete Räumlichkeiten in der Althanstraße zu finden und zu finanzieren. Dank der Tierheimeröffnung konnten wir die Rehabilitation nun endlich zentralisieren und professionalisieren. Auf nur 92m2 mussten wir aus Kapazitätsgründen unsere Tierannahme deutlich beschränken, damit einhergehend limitierten wir auch die telefonische Erreichbarkeit. Nichtsdestotrotz waren wir weiterhin an 365 Tagen/Jahr bis zu 24 Stunden/Tag für unsere Schützlinge da: Wir investierten unsere Energie verstärkt in die Schulung ehrenamtlicher Mitarbeiter:innen und Praktikant:innen, das Lesen von Studien und Verfassen eigener Arbeiten. Denn für uns ist Wildtierrehabilitation kein auf Erfahrung basierendes Hobby, sondern eine notwendigerweise evidenzbasierte, professionelle Tätigkeit.
Das erste Wildtierkrankenhaus Österreichs
Endlich – unser eigenes Tierheim! 🐾 Trotz des administrativen Rattenschwanzes, der mit der teuren Lokalmiete und Organisation einer zentralen Auffangstation einhergeht, waren wir überglücklich über diesen Meilenstein.
Doch eine Hürde erwies sich als schier unüberwindbar: die adäquate tierärztliche Versorgung. Tägliche lange Transporte zu Tierarztpraxen oder tierärztliche Visiten alle paar Tage empfanden wir aus unterschiedlichen Gründen weder als sinnvoll noch ausreichend. Denn anders als im Haustierbereich, handelt es sich bei aufgenommenen Wildtieren stets um medizinische Notfälle, die sofortige und spezialisierte Behandlungen erfordern – stets mit dem Ziel der erfolgreichen Auswilderung. Denn was nützt es letztendlich, wenn wir unsere Pflegearbeit immer weiter professionalisieren, wenn die tierärztliche Versorgung nicht passt? Unsere Unzufriedenheit ging so weit, dass wir ohne eine fachgerechte tierärztliche Versorgung direkt vor Ort nicht weiterarbeiten wollten. Wir haben über die ganze Odyssee nie berichtet, doch das jahrelange Ringen darum war frustrierend, finanziell belastend und voller Rückschläge. Denn eine Auffangstation mit hauptberuflicher (!) tierärztlicher Betreuung vor Ort war in Österreich noch ein Novum. Doch dann, 2021, gelang uns schließlich die Eröffnung einer tierärztlichen Ordination in Form einer gGmbH, und damit der Betrieb von Österreichs erstem Wildtierkrankenhaus.
Anerkennung für unsere Arbeit
Mit der Eröffnung einer tierärztlichen Ordination war wieder ein großer Brocken aus dem Weg geschafft. Die tierärztliche Versorgung neu aufgenommener Patienten am Tag der Aufnahme und die Bestandsbetreung an sechs Tagen die Woche waren somit sichergestellt. Zusätzlich ermöglicht seither die Kunst der Gefiederreparatur vielen Langstreckenziehern, wie Mauerseglern und Bienenfressern, eine schnellere Auswilderung. Fad wird uns jedenfalls nie: Nun programmierten wir eine eigene Krankenakte zur besseren Dokumentation und Auswertung unserer Patientendaten – ebenfalls in unserer Freizeit. An Subventionen mangelte es jedoch weiterhin, stattdessen gab es Anerkennung in anderer Form:
Für unsere Leistungen wurden wir 2014 für den österreichischen Bundestierschutzpreis nominiert, 2021 erhielten wir den Tierschutzpreis der Forster Steinberg-Stiftung und 2023 wurden wir als die beliebteste medizinische Einrichtung im 9. Bezirk ausgezeichnet.
Angestellte Tierpflegerinnen
2023 gelang es uns endlich, zwei langjährige ehrenamtliche Mitarbeiterinnen als Teilzeitkräfte anzustellen. Gemeinsam mit unserer Obfrau und unserer Tierärztin gibt es seither vier Personen, die für ihre Arbeit entlohnt werden. Leider fehlt es weiterhin an Unterstützung aus öffentlicher Hand. Doch das bedeutet im Umkehrschluss: Alles, was wir geschafft haben, ist den Spenden engagierter Privater zu verdanken!
Daher möchten wir uns ganz herzlich bei allen derzeitigen, aber auch ehemaligen Mitgliedern und Praktikant:innen bedanken, bei allen Spender:innen und auch bei jenen Menschen unserer lieben Community, die ihre Wertschätzung vielleicht nicht immer in finanzieller Form, aber dafür in dem Teilen von Beiträgen und netten Nachrichten ausdrückt. Nur dank eurer Hilfe können wir zahlreichen Wildtieren eine zweite Chance auf ein Leben in Freiheit geben!