Nachdem wir ja im August eine Kolonie des Großen Abendseglers aus der Baustelle im Arsenal gesammelt hatten, blüht uns dies nun im AKH. Das AKH ist schon lange ein viel genutzter Überwinterungsplatz für diese Tiere, doch meist finden sie hinein, aber nicht mehr hinaus. Die Rufe der eingesperrten Tiere locken nur noch mehr Artgenossen in die Falle. Vor zwei Jahren wurden deswegen schon viele mögliche Eingänge im Personalhaus A des AKH in Wien zugemacht, als Massen von Abendseglern dort gefangen waren. Doch aus irgendeinem Grund kommen die Fledermäuse nun wieder: in den letzten Tagen haben wir immer wieder dehydrierte und abgehungerte Tiere von den Hausbetreuern dort bekommen, heute wollten wir der Sache so gut möglich auf den Grund gehen…
Abendsegler-Hilfe im Anmarsch
Das Team der WTH Wien rückte also aus und suchte das komplette Gebäude ab:
Erste Station waren die Aufzugsschächte. Ein sehr netter Herr hielt die Aufzüge an und wir konnten gewappnet mit Taschenlampen in die dunklen Tiefen absteigen.
Grausige Funde erwarteten uns, am Boden lagen tote Tiere in allen Verwesungsstadien, einige erst ganz frisch tot, noch in Leichenstarre, andere schon sehr trockene Mumien. Manche hingen tot an den Wänden, da Fledermäuse so einen festen Griff haben, dass er im Tod noch hält. Doch zwischen all den Leichen dann plötzlich auch der Aufruf „Hier lebt noch wer!“
Mehr tot als lebendig waren zwei Abendsegler, die wir zwischen ihren toten Artgenossen aufklaubten. Die beiden konnten sich kaum mehr bewegen, die kleinen Augen waren schon geschlossen. Nur ihre Abwehr, ein Öffnen des Mundes, war noch ein Lebenszeichen. Wassertropfen leckten sie uns von den Fingern, so durstig waren sie. Da wir Helden die Wasserspritze vergessen hatten, mussten wir improvisieren und liesen die Tiere aus mit Wasser gefüllten Flaschenverschlüssen trinken. Im Anschluss lies uns der Aufzugswart noch in den Maschinenraum, in dem wir leider auch nur tote Tiere fanden.
Mit Baustaub panierte Abendsegler…
…fanden wir, als wir alle 19 Stockwerke und Stiegen absuchten. Alle Gänge und leere Wohnungen wurden penibel durchsucht. Dort wird derzeit renoviert, es ist Baustelle. Zwischen den Trümmern wieder tote Tiere und zum Glück zwei sich noch bewegende Staub-Häufchen Elend, die sich bei näherer Betrachtung als lebende Abendsegler entpuppten. Auch sie sind auf Äußerste abgemagert und extrem durstig.
Viele Abendsegler hörten wir an den Fenstern im Stiegenhaus, die sich dort hoch droben an der Außenseite des Gebäudes tummelten. Für uns leider nicht erreichbar, aber wenigstens mit der Chance, hinaus zu können, mussten wir sie in Frieden lassen. Uns besorgt aber, dass diese so aktiv sind, ist es doch zu kalt, um Insekten finden zu können.
Im Anschluss durchsuchten wir auch noch Personalhaus B, dort fanden wir nur zwei tote Tiere. Scheinbar haben die Bauarbeiten im Personalhaus A wieder Möglichkeiten für die Tiere geöffnet, sich hinein zu verirren. 26 tote Abendsegler konnten wir insgesamt feststellen.
Wieviele Tiere noch dort gefangen sind, weiß niemand. Doch vier geflügelte Hoffnungsschimmer erhalten in diesen Momenten ihre ersten Mehlwürmer.
Zum Abschluss bedanken wir uns bei der Hausverwaltung für ihre Kooperation und dem netten Herrn Aufzugswart. Sollten Sie zum Personal des AKHs gehören und dies lesen, bitte denken Sie daran, uns zu kontaktieren, sobald Sie wieder Fledermäuse finden! Das gleiche gilt auch für alle anderen FinderInnen von Fledermäusen 🙂