Wir präsentieren: Ihre Majestät!
Bei diesem flauschigen Ball handelt es sich nicht etwa um eine neumoderne Christbaumkugel, sondern um den kleinsten Vogel Europas: Das Wintergoldhähnchen!
Der lateinische Name Regulus regulus kommt von der gelben Krone, die das Köpfchen der kleinen Majestät ziert. Während diese beim Weibchen von gelber bis gelb-grünlicher Farbe ist, erkennt man beim Männchen auch ein paar orange Federn.
Klein, aber oho!
Der mit neun Zenimetern nicht einmal hühnereigroße Winzling wiegt nur etwa sieben Gramm, und sein Ei wiegt gerade einmal ein Gramm. Aber nicht nur der Vogel selbst ist klein, sondern auch sein an einer Astunterseite hängendes Nest, das neben Moos und Flechten, auch aus den feinen Fäden von Spinnenei- und Raupenkokons hergestellt wird. Des Weiteren ist das Wintergoldhähnchen auf winzige Insekten, wie etwa Springschwänze, spezialisiert. Typisch für kleine Tiere ist die hohe relative Stoffwechselrate, weswegen das Wintergoldhähnchen täglich mindestens sein eigenes Körpergewicht an Futter verdrückt. Und Weibchen haben zur Brutzeit noch größeren Appetit – kein Wunder, bei durchschnittlich elf Eiern pro Gelege! Normalerweise gibt es zwei Gelege pro Jahr, beginnend im März, wobei nur das Weibchen brütet. Das Nest muss zur Nahrungssuche verlassen werden, ist aber so gut isoliert, dass die Weibchen bis zu 25 Minuten fortbleiben können.
Aufgrund ihres ungünstigen Oberflächen-Volumen-Verhältnissen kühlen die Tiere schnell aus. Möglicherweise könnten daher besonders kalte Winter in Kombination mit Nahrungsmangel die massiven Bestandsschwankungen der Tiere erklären.
Typischerweise findet man das Wintergoldhähnchen in Trupps auf Nadelbäumen, wo man sie anhand ihres unverkennbar hohen, piepsenden Schwätzen hören kann. Im Sommer ist es aufgrund seiner Größe fast unauffindbar, im Winter kann es jedoch häufig beobachtet werden. Zu den bei uns brütenden Individuen gesellen sich im Winter aus dem hohen Norden Europas kommende Artgenossen.
Ein Goldhähnchen kommt selten allein…
Will man mit dem Fernglas gerade ein Wintergoldhähnchen beobachten, kann es leicht passieren, dass einem ein ähnlich kleines Geschöpf vor die Linse hüpft, das sich durch eine deutliche Gesichtsmaske vom Wintergoldhähnchen unterscheidet: Das Sommergoldhähnchen.
Auch dieser Vogel hat einen recht klingenden lateinischen Namen, den wir Ihnen nicht vorenthalten wollen. Regulus ignicapilla, was so viel wie „König mit flammenden Haupt“ bedeutet. Nett, nicht wahr? Diese minimal weniger zarte Art mischt sich häufig unter die Trupps der Wintergoldhähnchen, ist allerdings nicht so stark an Nadelbäume gebunden.
Zum Abschluss wollen wir Ihnen mit diesem Foto den Abend versüßen:
Quellen:
- BAUER H-G, BEZZEL E, FIEDLER W (2005): Das Komprehendium der Vögel Mitteleuropas: Alles über Biologie, Gefährdung und Schutz. Band 2: Passeriformes – Sperlingsvögel (2. Auflage). Wiesbaden: Aula-Verlag Wiebelsheim.
- THALER-KOTTEK E (1990): Die Goldhähnchen (1. Auflage). Magdeburg: Westarp Wissenschaften.