Die Besonderheiten
Fledermäuse sind gemeinsam mit den Flughunden die einzigen Säugetiere, die zum Flug befähigt sind. Dabei sind die Flügel einer Fledermaus nichts anderes als eine Hand mit langen Fingern und Flughäuten dazwischen – der Daumen besitzt sogar noch eine Kralle, die unter anderem zum Festhalten dient. Die Flughäute sind gänzlich unbehaart und fühlen sich weich an. Sie spannen sich nicht nur zwischen den Fingern, sondern führen auch vom „kleinen Finger“ zu den Füßen.
Neben der Flughaut der Vorderextremitäten existiert auch eine durchgängige Schwanzflughaut.
Fledermausweibchen besitzen zwei bis vier Zitzen. Die Hufeisennasen weisen darüber hinaus auch Haftzitzen auf, aus denen keine Milch austritt, sondern zum Festhalten für die Jungen dienen. Bei der Geburt dient unter anderem die Schwanzflughaut zum Auffangen der Jungtiere. Dabei begibt sich das Weibchen in eine aufrechte Position (Kopf nach oben, anstatt wie sonst nach unten).
Eine weitere Besonderheit ist, dass Fledermäuse zur Ultraschallorientierung fähig sind. Dabei werden Laute in der Kehle über sehr straffe, kleine Stimmlippen erzeugt, die weiter verstärkt und bei den Glattnasen über den Mund und bei Hufeisennasen über die Nase ausgestoßen werden. Trifft der Schall auf ein Objekt, so wird er reflektiert. Je schneller der Schall wieder bei der Fledermaus ankommt, desto näher ist das Objekt. Auf diese Weise erzeugt die Fledermaus eine Art Schallbild und kann Gegenstände, aber auch fliegende Insekten – potentielle Nahrung – erkennen.
Der Unterschied zwischen Flughund und Fledermaus
Für den Laien sind die Unterschiede zwischen Flughund und Fledermaus nicht so leicht zu erkennen.
- Mit Ausnahme einiger Arten der Gattung Rousettus sind Flughunde nicht zur Ultraschallorientierung befähigt. Das liegt vermutlich daran, dass sich Flughunde häufig von Obst ernähren, das einerseits intensiv duftet und andererseits nicht davonfliegen kann. Sie orientieren sich optisch mit ihren im Gegensatz zu den Fledermäusen sehr großen Augen.
- Während die Schwanzflughaut bei Fledermäusen ungeteilt ist, ist sie bei Flughunden geteilt.
- Ein weiteres Merkmal ist die Kralle am „Zeigefinger“ bei Flughunden, welche die Fledermäuse üblicherweise nicht besitzen.
Leider sind die beeindruckenden Flughunde nicht in Österreich beheimatet, wenn man von den Tieren in Zoos absieht.
Ernährung
Unter den etwa weltweit 1200 Fledermausarten (davon 28 in Österreich, 22 in Wien) haben sich viele Ernährungsformen durchgesetzt. In Österreich existieren ausschließlich Insektenfresser. Die meisten davon sind Luftjäger (z.B. Großer Abendsegler), nur wenige Arten suchen auch am Boden nach Insekten (z.B. Großes Mausohr). Andere Arten hingegen sind geduldige Jäger, die darauf warten, dass ihnen ein Insekt vor der Nase herumfliegt. Eine weitere Jagdstrategie ist die Jagd über dem Wasser. Vor allem bei der Wasserfledermaus, die besonders große Füße hat, ist diese Art der Jagd beliebt – sie fängt sich sogar kleine Fische nahe der Wasseroberfläche.
Neben den Insektenfressern gibt es vor allem in tropischen Gegenden Arten, die sich von Obst, Blüten, Pollen, Blätter und Nektar ernähren. Lediglich drei der rund 1200 Fledermausarten ernähren sich von Blut – sie leben in Mittel- und Südamerika (z.B. der Gemeine Vampir).
Fledermäuse gebären ein bis zwei Jungtiere im Jahr. Diese geringe Reproduktionsrate wird durch ein hohes Alter ausgeglichen. In Sibirien wurde eine Brandfledermaus gefunden, die 41 Jahre alt wurde – das ist allerdings ein Rekordalter! Die Lebenserwartung unterscheidet sich von Art zu Art.
Monatelang schlafen!
Genauso wie Igel halten Fledermäuse Winterschlaf. Das ist unter anderem deshalb notwendig, weil es im Winter keine Insekten gibt. So legt sich eine Fledermaus also einen kräftigen Winterspeck an. Bei einem Fettverbrauch von etwa 4 mg/Tag könnte eine Fledermaus mit 2,5 g Fettreserven ganze 2 Jahre Winterschlaf halten! Das Problem: Den Stoffwechsel beim Aufwachen wieder in Schwung zu bringen, kostet enorm viel Energie – die Reserven müssen daher auch für das Aufwachen reichen. Deshalb ist es sehr wichtig, winterschlafende Fledermäuse nicht zu wecken. Wärmebildkameraaufnahmen haben gezeigt, dass bereits eine Störung durch das bloße Betreten von Winterquartieren Fledermäuse aufwachen lässt.
Übrigens halten nicht alle heimischen Fledermäuse bei uns ihren Winterschlaf – wenige Arten ziehen wie die Vögel in den Süden, um dort den Winter zu verbringen.
Quelle:
- KRAPP F, NIETHAMMER J (2011): Die Fledermäuse Europas (1. Auflage). Deutschland, Wiebelsheim: Aula Verlag GmbH.
- REITER G (2012): Vortrag „Biologie, Ökologie und Naturschutzbiologie einheimischer Fledermäuse“.