Oft kommt es im Frühjahr vor, dass Spaziergänger einen großen, flauschigen Jungvogel mit großen Augen finden, der still dasitzt und sie anblinzelt. Handelt es sich etwa um einen hilflosen Jungvogel, der aus dem Nest gefallen ist? Keineswegs – es handelt sich um einen ganz normalen Lebensabschnitt dieser Tiere. Daher gilt: Hände weg von jungen Eulen!
Flauschige Kletterkünstler
Ganz junge Eulen wiegen nur wenige Gramm – in diesem Alter müssen sie tatsächlich noch im Nest gehudert werden. Dabei beschafft das Männchen Nahrung, das Weibchen zerteilt diese dann und füttert die Küken damit. Nach wenigen Wochen verlassen die Küken groß, aber noch sehr flauschig und vollkommen flugunfähig das Nest. Noch ist es unvorstellbar, dass aus diesen unbeholfenen Knäueln irgendwann geschickte Mäusejäger werden. Obwohl sie sehr ungeschickt aussehen, sind sie außerordentlich gute Kletterkünstler, die dabei sowohl die kräftigen Füße mit den scharfen Klauen nutzen, als auch mithilfe ihres Schnabels vorankommen. Dabei sitzen sie sowohl auf Ästen hoch in den Bäumen, als auch versteckt und bodennah in einem Gebüsch. Sie machen sich durch Zischen bemerkbar, um ihren Eltern, die nun beide mit der Nahrungsbeschaffung beschäftigt sind, in den Abenstunden anzuzeigen, wo das Futter hingeliefert gehört.
Das Nesthäkchen
Es ist keineswegs ungewöhnlich, unterschiedlich große und unterschiedlich weit entwickelte Eulenküken vorzufinden. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Arten, wie Meisen oder Enten, schlüpfen Eulen asynchron. Hierbei legt das Weibchen, wie generell üblich, im Abstand von mehreren Tagen jeweils ein Ei. Anstatt mit dem Brüten aber bis zum letzten gelegten Ei abzuwarten sitzt es von Anfang an auf dem Gelege, was zur Folge hat, dass die Küken nicht ungefähr gleichzeitig, sondern nacheinander schlüpfen. Je nach Eulenart können die Größenunterschiede mehr oder weniger ausgeprägt sein – die Eltern kümmern sich aber um den gesamten Nachwuchs und verteidigen alle gleichermaßen!
Junge Eulen in Gefahrenzone
Im Frühjahr haben fast alle Wildtiere Junge – das gilt auch für Singvögel inkl. Krähen und Feldhasen. Für alle ist das Stadtleben mit gewissen natürlichen und vom Menschen gemachten Gefahren verbunden. Vor diesen Gefahren kann man sie nur begrenzt schützen. Die präventive Mitnahme eines gesunden Wildtiers, das sich in einer Gefahrenzone befindet, ist kein Tierschutz. Anstatt z.B. in einer Hundezone alle Jungtiere zu ihrem Schutz aufzusammeln wäre es zum Beispiel sinnvoller, HundebesitzerInnen um Achtsamkeit zu bitten. Und wie immer gilt: Der fremde Geruch stört die Eltern nicht. Notfalls kann ein Jungtier aus einer unmittelbaren Gefahrenzone entfernt und ein paar Meter weiter weggesetzt werden. Die Eltern werden es trotzdem weiterhin füttern. Besonders bei Eulen gilt es aber, sich vor den scharfen Klauen in Acht zu nehmen! Die erwachsenen Tiere nutzen diese, um damit ihre Beute zu erdolchen, aber auch die Jungvögel sind nicht zu unterschätzen und sehr kräftig. Bitte unternehmen Sie also nichts ohne vorherige Absprache mit einer Wildtierauffangstation!
Wildtierkinder draußen lassen
Leider werden immer noch jedes Jahr zahlreiche gesunde, fitte Eulenkinder ihren Eltern, Geschwistern und aus ihrem zu Hause weggenommen. Dies ist keine Rettung und kein Tierschutz.
Verletze Jungeule gefunden
Wenn Sie eine Jungeule mit einer eindeutigen Verletzung gefunden haben (blutende Wunden, abstehende Gliedmaßen), einen Vogel in Seitenlage oder ein Tier, das auf Sie einen schlechten Eindruck macht, kontaktieren Sie umgehend eine Auffangstation, um notwendige Schritte abzuklären.
Fassen Sie keine Eule ohne Rücksprache mit einer Auffangstation an.
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