Die Pflege von Wildtieren erfordert viele Futtertiere, da die meisten unserer Pfleglinge keine reinen Vegetarier oder ausschließliche Insektenfresser sind – deren Haltung erfordert nicht viel Aufwand, einige wenige Maßnahmen gilt es aber zu beachten:
Zophobas (Käferlarven), Heimchen, Mehlwürmer, Heuschrecken und andere Futtertiere stehen auf dem Speiseplan unserer Pfleglinge. Igel und Fledermäuse beispielsweise werden damit gefüttert, so auch junge heimische Vögel, da nahezu 99% Küken von ihren Eltern mit Insekten gefüttert werden, selbst wenn die Erwachsenen (ausschließlich oder zumindest im Winter) Körnerfresser sind – so wie Sperlinge zum Beispiel. Das bedeutet, die Wildtierhilfe Wien beherbergt nicht nur ihre Wildtierpfleglinge, sondern auch große Mengen an Futtertieren. Auch bei als Futtertiere gedachten Insekten enden der Tierschutzgedanke und die Frage nach der richtigen Haltung nicht – immerhin lassen sie ihr Leben für unsere Pfleglinge.
Die richtige Unterbringung der Futtertiere
Kauft man Futtertiere im Zoofachhandel, bekommt man diese in kleinen Plastikdöschen. Diese sind aber keinesfalls für eine längere Haltung gedacht, die Tiere sind eingepfercht und kriechen zu hunderten aufeinander herum. Deswegen gibt man Mehlkäferlarven („Mehlwürmer“) und Zophobas, bei denen es sich ebenfalls um Käferlarven handelt, in größere Gefäße, z.B. Faunaboxen oder Plastikwannen. An den glatten Wänden solcher Gefäße können die Käferlarven nicht hinaufklettern und ausbrechen. Einige Blätter Papier oder Kartons dienen als Verstecke.
Um den Kot der Tiere, den unsere Pfleglinge ja nicht mitfressen sollen, zu entfernen, werden die Käferlarven einmal pro Woche ausgesiebt.
Steppengrillen, Heimchen, die ebenfalls zu den Grillen gehören, und Heuschrecken (Wander- oder Wüstenheuschrecken) erfordern große Gefäße, die einen gut schließenden, mit Luftlöchern versehenen Deckel haben. Diese Futtertiere können nämlich gut klettern und springen, adulte Heuschrecken können sogar fliegen und niemand hat gerne Insekten frei in der Wohnung herumspazieren. Es empfiehlt sich, den Grillen Eierkartons hineinzulegen, da sie sich in dunklen Höhlungen am wohlsten fühlen; in Boxen mit Heuschrecken türmt man dünnes Zweigwerk auf, sodass sie daran emporklettern können und nicht alle aufeinander am Boden sitzen müssen.
Das Futter des Futters
Futtertiere müssen selbst gefüttert werden! Nicht nur, damit sie nicht selbst hungern müssen, dahinter steckt ein ganz pragmatischer Gedanke: Je besser die Futtertiere gefüttert sind, desto besser sind ihre Nährwerte, die dann in unseren Pfleglingen landen. Deswegen sollte allen Futtertieren Obst und Gemüse (Karotten, Äpfel, Gurken, Kräuter) zur Verfügung gestellt werden. So gelangen wertvolle Vitamine in die Insekten und sie können vor allem ihren Durst stillen; Ohne solche Wasserquellen verdursten sie oft nach wenigen Tagen, selbst wenn ihnen (wie oft in den Verkaufsdosen vorhandenes) Trockenfutter gereicht wird.
Als Trockenfutter dienen Haferflocken oder Weizenkleie. Bei den Käferlarven sieht man den Effekt der Fütterung sehr schnell, nach nur wenigen Stunden beginnen sie sich zu häuten – unmittelbar nachdem sie ihre alte Chitinhülle abgestreift haben, kriechen weiße Larven herum.Bei ihnen ist der neue Panzer noch nicht ausgehärtet und sie sind ganz weich, nach einiger Zeit werden sie wieder dunkel und hart. Solche frisch gehäuteten Zophobas und Mehlwürmer sind ganz besondere Leckerbissen für viele unserer Tiere. Sollten sie sich während der Zeit der Pflege verpuppen, so kann man, wenn man mag, die Puppen auch verfüttern. Lediglich die fertigen, geschlüpften Käfer verfüttern wir nicht, da sie Spuren von giftigem Zyankali enthalten.
Die Mehlkäferzucht
Wer Spaß daran hat, den Kreislauf des Lebens zu beobachten oder einfach nur Futtertiere züchten möchte, um Geld zu sparen, kann dies bei Mehlkäfern recht einfach tun, da diese von allen am pflegeleichtesten sind.
Alles startet mit einer Portion Mehlkäferlarven, die man so lange fressen lässt, bis sie sich nach einigen Häutungen verpuppen. Die Puppen sehen ganz anders aus als z.B. bei Schmetterlingen – deutlich erkennt man schon die späteren Käferbeine und -fühler. Das Puppenstadium ist ein Stadium, in dem die Futtertiere nicht fressen und sich so gut wie nicht bewegen können – lediglich der Hinterleib kann ein wenig zucken, ja sogar rotieren. Die Puppen sammelt man ab und gibt sie in ein „Zwischengefäß“, sie bei den Mehlwürmern zu lassen, wäre für die Puppen lebensgefährlich, sie können durchaus von den Larven angenagt werden.
Schlüpfen aus den Puppen nach einiger Zeit die Käfer, sind sie noch fast weiß, auch sie werden erst mit der Zeit dünkler. Die Käfer wohnen in einer zweiten Box, sie werden genauso gefüttert wie die Mehlkäferlarven. Sie erhalten Unterschlüpfe in Form von kleinen Kartonsstücken, auch Kiefernzapfen als Verstecke lieben sie.
Der Witz an der Sache aber ist, dass wir bei jener Box den Boden entfernt und stattdessen ein Fliegengitter (am besten aus Metall) eingesetzt haben. Eier, die von den Käfern gelegt werden, oder die mikroskopisch kleinen daraus schlüpfenden Würmchen fallen hindurch und direkt in eine dritte Box, die man unter die Käferbox stellt; auch in dieser Box findet sich Futter. So wachsen die kleinen Mehlkäferlarven geschützt vor den manchmal kanibalischen Käfern auf, bis sie reif sind, um als Futtertiere zu dienen. Die ganze Zucht erfolgt im Warmen, 20 bis 25°C sollte es schon haben, da es sich um eigentlich tropische Insekten handelt. Am besten stellt man die Boxen an einen dunklen Ort, dann sind die hauptsächlich nachtaktiven Tiere fortpflanzungsfreudiger.
Der Weg zur eigenen Mehlwurmzucht führt also über Haferflocken, Gemüse und viel Geduld – nach 3 bis 4 Monaten sieht man erste kleine „Ergebnisse“, nach ca. einem halben Jahr erhält man die ersten größenmäßig passenden Futtertiere. Doch wenn man erst mal einen gewissen Grundstock an Käfern hat, erhält man laufend schöne dicke Mehlkäferlarven und unsere Pfleglinge freuen sich! Abschließend sei noch gesagt, dass die Mehlwurmzucht zwar die leichteste ist, Mehlwürmer aber für kein Wildtier ein Alleinnahrungsmittel sind. Leider sind sie selbst bei guter Pflege nicht die nahrhaftesten Futtertiere, sie dienen als Ergänzung des Speiseplans von Insektenfressern.