Wildtierpflege ist vor allem deshalb eine sehr erfüllende Aufgabe, weil am Ende der erfolgreichen Pflege die Entlassung in die Selbstständigkeit und Freiheit steht. Doch wie funktioniert eine Auswilderung eigentlich und wo findet sie statt?
Auswilderung bedeutet, handaufgezogene oder gesund gepflegte Wildtiere wieder in ihrem natürlichen Lebensraum freizulassen. Sie kann auf zwei unterschiedliche Arten stattfinden:
1) Freilassung am Fundort/in einem geeigneten Lebensraum ohne Voliere
2) Freilassung am Fundort/in einem geeigneten Lebensraum mit Voliere
Freilassung ohne Voliere
Diese Möglichkeit eignet sich vor allem für erwachsene Wildtiere, die sich nicht lange in Pflege befanden. So kann eine erwachsene Amsel mit oberflächlichen Schürfwunden oft schon nach wenigen Tagen bis einer Woche wieder freigelassen werden.
Vögel sind – im Vergleich zu den meisten Säugetieren – aufgrund ihrer Flugfähigkeit vergleichsweise mobil und daher nicht besonders standortgebunden. Sie ein paar Kilometer abseits vom Fundort freizulassen ist daher im Normalfall kein Problem. Doch auch unter den Vögeln gibt es ein paar recht standorttreue Arten. Daher hängt die Entscheidung, ein Tier am Fundort – oder doch abseits in einem geeigneten Habitat – auszuwildern stets von der Tierart und der Krankengeschichte des individuellen Patienten ab.
So ist für schwarmbildende Tiere, wie etwa Stadttaube, insbesondere nach langer Pflegezeit die Auswilderung in einer Gruppe mit (aus der Pflege bekannten) Artgenossen einer Auswilderung am Fundort vorzuziehen. Denn nach längerer Abwesenheit des Partners suchen sich auch die monogamen Stadttauben irgendwann einen neuen Partner, und Gruppenhierarchien ändern sich. Die Sicherheit eines bekannten Schwarms ist hier also der Freilassung einer einzelnen Taube am Fundort zu bevorzugen.
Im Gegensatz dazu ist es für standorttreue bzw. weniger mobile Tiere (z.B. Igel) von Vorteil, sie wieder direkt bzw. nah am Fundort freizulassen. Ist das nicht möglich, weil der genaue Fundort unbekannt ist oder der Fundort aufgrund einer schwer überwindbaren Gefahrenstelle ungeeignet ist, ist es besser, sich ach einem anderen Ort mit ähnlichen Lebensraum-Eigenschaften umzusehen.
Freilassung mit Voliere
Für handaufgezogene Jungtiere oder auch erwachsene Wildtiere, die sich länger in Pflege befanden, ist eine schonende Rückführung in die Natur essentiell für eine erfolgreiche Auswilderung. Das trifft auf die meisten Pfleglinge der Wildtierhilfe Wien zu, da viele Tiere mit gröberen Verletzungen oder als verwaiste Jungtiere zu uns kommen.
Eine Auswilderungsvoliere ist eine Art überdachtes Außengehege, das meist mit einem Doppelgitter und einem Untergrabungsschutz ausgestattet wurde. Dort haben die Wildtiere die Möglichkeit, sich wieder an Außentemperaturen und Bedingungen wie Wind und Nässe zu gewöhnen.
Gleichzeitig haben sie die Chance, in einer sicheren Umgebung Muskeln aufzubauen und wieder zu Kräften zu kommen, wie es etwa nach Knochenbrüchen notwendig ist. Für Jungvögel ist es wichtig, die Warnrufe der Artgenossen zu lernen und die Selbstständigkeit bei der Futtersuche zu üben. Auch werden sie durch den verminderten Kontakt zum Menschen wieder schrittweise zu echten Wildtieren.
Doch auch die Artgenossen außerhalb der Voliere lernen die Neuankömmlinge so schonend kennen – durch die sichere Trennwand des Volieren-Gitters.
Eine Auswilderungsvoliere ist eine Art überdachtes Außengehege, das meist mit einem Doppelgitter und einem Untergrabungsschutz ausgestattet wurde. Dort haben die Wildtiere die Möglichkeit, sich wieder an Außentemperaturen und Bedingungen wie Wind und Nässe zu gewöhnen.
Gleichzeitig haben sie die Chance, in einer sicheren Umgebung Muskeln aufzubauen und wieder zu Kräften zu kommen, wie es etwa nach Knochenbrüchen notwendig ist. Für Jungvögel ist es wichtig, die Warnrufe der Artgenossen zu lernen und die Selbstständigkeit bei der Futtersuche zu üben. Auch werden sie durch den verminderten Kontakt zum Menschen wieder schrittweise zu echten Wildtieren.
Doch auch die Artgenossen außerhalb der Voliere lernen die Neuankömmlinge so schonend kennen – durch die sichere Trennwand des Volieren-Gitters.
Passiert diese fachgerechte schrittweise Auswilderung nicht, sind die Überlebenschancen in Freiheit für viele Tiere deutlich geringer.
Schließlich ist eine Auswilderung nicht nur schön, sie bedeutet auch Stress für die Tiere. Bleiben die Tiere nach langer Gefangenschaft in der Pflegestation nicht lang genug in der Außenvoliere, können durch den Stress der veränderten Umgebungsbedingungen Krankheiten ausbrechen, im schlimmsten Fall kann sogar der Kreislauf kollabieren – mit tödlichen Folgen.
Leider kommt es manchmal auch vor, dass uns Wildtiere gebracht werden, die offensichtlich nicht fachgerecht ausgewildert wurden, zu zutraulich waren und daraufhin den FinderInnen zugelaufen sind. Andere Wildtiere kennen keine Angst vor Hunden oder Katzen, da sie während der Aufzucht scheinbar harmlosen Kontakt zu diesen hatten. In Freiheit rächt sich dieses Vertrauen, wenn die Wildtiere schließlich Haustieren zum Opfer fallen.
Ablauf einer Auswilderung über eine Außenvoliere
Bei der Auswilderung kommen die Tiere in eine Voliere, die mit frischen Ästen und Versteckmöglichkeiten versehen ist. Futter wird zwar auch noch in Schüsseln angeboten, ein erheblicher Teil muss allerdings selbst erarbeitet werden, wie es in Freiheit auch der Fall wäre. Der Kontakt zum Menschen wird auf ein Minimum reduziert (einmal täglich beim Futter- und Wasserwechsel, ohne Anfassen o.ä.). Nach ca. zwei Wochen wird die Volierentür geöffnet und es ist so weit: Die Tiere können endlich in die Freiheit. Allerdings bleibt diese Tür noch mind. zwei weitere Wochen offen. Das Futter- und Wasserangebot besteht in dieser Zeit weiterhin, sodass die Tiere jederzeit in die sichere Umgebung zurück können, wenn sie noch nicht bereit für die Freiheit sind.
Bestimmte Arten nach längerer Pflege noch im Spätherbst oder Winter in die Freiheit zu entlassen birgt Risiken. Eichhörnchen z.B. legen Futterverstecke an, auf deren Vorräte sie während der Winterruhe zurückgreifen. Sind solche Verstecke nicht angelegt, kann es sein, dass sie den Winter nicht überleben. Auch braucht es Zeit, ein Winterschlaf-Quartier zu finden und zu bauen. Passiert dies erst bei gefrorenen Böden, wenn alle Artgenossen schon längst schlafen, bedeutet das unnötigen Stress und Gefahr für den mühevoll gesund gepflegten Schützling. Muss die Auswilderung zur kalten Jahreszeit stattfinden, besteht daher für spezielle Fälle die Möglichkeit, Tiere innerhalb der sicheren Voliere zu überwintern. Hierfür gibt es Nistkästen, Igelhäuschen, u.v.m. Die Freilassung erfolgt in manchen Fällen erst im Frühjahr nach dem Winterschlaf. Für Igel ist eine Einwinterung zwar i.d.R. nicht notwendig, jedoch kommt es vor, dass sie in der Auswilderungsvoliere von selbst „schlafen gehen“ – natürlich lassen wir sie dort, bis sie von selbst aufwachen.
Auswilderungen über die Wildtierhilfe Wien
Die Wildtierhilfe Wien verfügt lediglich über ein kleines Tierheim im 9. Bezirk, mitten in der Stadt mit angrenzenden Straßen und Wohnhäusern. Von Außenflächen mit Auswilderungs-Möglichkeiten ist leider keine Spur.
Diese Schwäche ist gleichzeitig unsere Stärke: Wir verfügen mittlerweile über ein großes Netzwerk an Auswilderungsvolieren, die über Privatpersonen betreut werden. Die Volieren sind in Niederösterreich und anderen Bundesländern (und dadurch in unterschiedlichen Lebensräumen) verteilt. Zusätzlich arbeiten wir eng mit der EGS Haringsee zusammen, über die wir auch viele Tiere auswildern und überwintern dürfen. Letztendlich bedeutet das, dass fast alle Tierarten im passenden Lebensraum ausgewildert werden können. Gleichzeitig heißt das auch, dass bei über 1000 Pfleglingen jährlich nicht alle an derselben Stelle freigelassen werden. Die Tiere können sich also besser verteilen.
Unsere Aufgaben
Die Auswilderung an so vielen verschiedenen Orten – fernab des Tierheims – ist für uns mit einem enormen logistischen und finanziellen Aufwand verbunden. Es ist wichtig, gleich im Vorfeld gemeinsam mit den Personen vor Ort zu ermitteln, für welche Tierarten der Lebensraum geeignet wäre. Meist besichtigen wir die Standorte hierfür persönlich, um uns ein Bild zu machen. Manchmal ist es auch notwendig, die VolierenbesitzerInnen beim Bau derselben zu unterstützen.
Da oft Privatpersonen die Auswilderungsstellen betreuen, sind diese häufig Neulinge in dem Gebiet Wildtierpflege. Wir klären sie daher umfassend über ihre Aufgaben bei der Versorgung der Pfleglinge auf. Worauf ist zu achten? Wie soll man die Voliere einrichten? Woran erkennt man, dass es einem Tier nicht gut geht? Ist die Voliere einer Behörde zu melden?
Manche Auswilderungsstellen haben keine Möglichkeit, bestimmte Futtersorten zu organisieren. Etwa ist es mancherorts schwierig, an lebende Futterinsekten zu kommen. Also liefern wir diese z.T. persönlich, auch überbringen wir die auszuwildernden Tiere oft selbst.
Wir müssen zudem einen Überblick darüber behalten, welche Volieren gerade besetzt sind und wie lange diese Tiere dort noch bleiben. Nur so kann gewährleistet werden, dass gesundete Tiere schnellstmöglich in die Freiheit dürfen.
Sind Sie am Bau bzw. der Betreuung einer Voliere interessiert?
Trotz des Aufwands freuen wir uns enorm, dass es bereits viele TierfreundInnen gibt, die sich dieser herausfordernden Aufgabe annehmen und verlässlich eine Auswilderungsvoliere für die Wildtierhilfe Wien betreuen.
Auch mit vorbildlichem, respektvollem Abstand zu den wilden Schützlingen lassen sich diese vorübergehenden Gäste über Wildtierkameras einwandfrei beobachten. Die Auswilderung ist eine sehr lohnende Aufgabe, bei der man viel lernen und entdecken kann!
Sind Sie neugierig geworden? Informieren Sie sich in unserem Info-Folder über die wichtigsten Punkte, die Sie vorab klären sollten, ehe Sie das Projekt Auswilderungsvoliere starten. Eine zusätzliche, sehr schöne Inspiration und Anleitung für den Bau einer Igelvoliere finden Sie hier.
Wir freuen uns nach dem Durchlesen der Checkliste (aber bitte vor dem Projektstart) über eine anschließende Email an: office@wildtierhilfe-wien.at