Ist ein erwachsener Vogel verletzt oder stark geschwächt, ist er auf menschliche Hilfe angewiesen. Gründe dafür gibt es viele. Verletzungen, Brüche, Schädel-Hirn-Traumata nach Kollisionen mit Fensterscheiben etc. können durchaus versorgt und die Tiere wieder in die Freiheit entlassen werden. Wenn Sie einen Vogel gefunden haben, können Sie sich hier über Erstversorgungsmaßnahmen informieren oder die Wildtierhilfe Wien kontaktieren!
Wir empfehlen, folgende erwachsene Vögel aufzunehmen:
- Verletzte oder geschwächte Vögel, die bei Annäherung nicht mehr davonfliegen bzw. tagsüber einschlafen
- Vögel mit blutenden Wunden oder Frakturen (Flügel/Bein hängt oder steht ab)
- Vögel, die Katzenkontakt hatten (Gabe von Antibiotikum dringend empfohlen)
- Vögel mit durch Fäden abgeschnürten Beinen
- Vögel, die nicht stehen können oder humpeln
- Vögel, die hinter Vogelabwehrnetzen gefangen sind
Auch Singvögel können zwicken! Generell gilt: Im Umgang mit Wildtieren stets dicke Handschuhe anziehen! Vorsicht bei Kontakt mit Greifvögeln. Verwenden Sie dicke Handschuhe oder eine dicke Decke, mit der Sie das Tier vorsichtig von oben fixieren. Halten Sie sich von den Fängen und dem Schnabel des Tieres fern und transportieren Sie es am besten in einer großen Kiste oder einem Katzen-/Hundetransporter.
Erste Hilfe für Vögel
- Sichern Sie das Tier in einem kleinen dunklen Karton, den Sie (vorher!) mit Luftlöchern versehen haben.
- Fühlt sich der Vogel kalt an oder ist durchnässt, wärmen Sie ihn vorsichtig auf, in dem Sie den Karton zur Hälfte auf einer Wärmeflasche platzieren. Vorsicht: Überhitzungsgefahr! Der Vogel muss immer eine kühlere Stelle aufsuchen können.
- Karton auf Ausbruchsicherheit überprüfen.
- Kontaktieren Sie die Wildtierhilfe Wien oder eine andere Pflegestelle in Ihrer Nähe.
- Erst in Absprache mit einer Wildtierauffangstation dürfen Futter bzw. Wasser verabreicht werden. Schwache Tiere können sich schnell verschlucken und ersticken. Zu frühes Füttern kann zu Verdauungsproblemen und folglich zu Kreislaufversagen führen. Nur wenn für eine Beratung niemand erreichbar ist, empfehlen wir, nach der Anleitung im folgenden Punkt „Futter und Wasser“ vorzugehen.
Futter und Wasser
- Bitte nur unter vorheriger Absprache mit einer Wildtierauffangstation oder einem wildtierkundigem Tierarzt Futter oder Wasser verabreichen. Ein kaltes, verletztes Tier muss zuerst gewärmt und medizinisch versorgt werden, bevor Futter und Wasser verstoffwechselt werden können.
- Falls niemand erreichbar ist, gehen Sie bitte folgendermaßen vor: Ist das Tier aufgewärmt und medizinisch versorgt, kann eine Lösung aus lauwarmem Wasser und Traubenzucker in einer flachen Schüssel angeboten werden. Wird diese nicht angenommen, können Sie vorsichtig außen (!) den Schnabelrand mit Wasser benetzen. Es reicht ganz wenig Wasser aus, das anschließend abgeschleckt oder mit kleinen Schluckbewegungen aufgenommen werden sollte. Das ist eine Angelegenheit, die sehr langsam vorangeht, da so immer nur winzige Wassermengen aufgenommen werden. Werden Sie nicht ungeduldig, lassen Sie die Wassertropfen am Schnabelrand nicht immer größer werden. Insbesondere bei der Verwendung von Pipetten ist die Verschluckungsgefahr sehr groß. Niemals Wasser in den Schnabel hineintropfen lassen – Erstickungsgefahr!
- Als Futter kann anschließend eine handelsübliche Wildvogelmischung, Wellensittichfutter oder andere Getreidemischungen angeboten werden.
Transport
- Hierfür bitten wir Sie, nasses Futter und Wasser wieder aus der Transportbox zu entfernen, damit das Tier nicht nass wird.
- Der Vogel muss ausbruchssicher verstaut werden. Für die meisten Singvögel reicht ein Schuhkarton mit Luftlöchern, welcher gut zugeklebt so verstaut wird, dass er beim Transport nicht umherrutschen kann.
- Auch während der Fahrt sollte das Tier warm bleiben, daher ggf. ein lauwarmes Thermophor oder ein Kirschkernkissen so in oder unter der Box anbringen, dass der Vogel notfalls der Wärmequelle ausweichen kann.
Was Sie nicht tun sollten
- Geben Sie dem Tier bitte kein Futter und auch kein Wasser ohne vorherige Absprache:
Geschwächte Tiere müssen erst mit Infusionen aufgebaut werden, bevor sie in der Lage sind Futter zu verdauen. Füttern Sie insbesondere keine Regenwürmer, Käfer, Wespen, keine Milchprodukte, kein Müsli, kein Hunde/Katzenfutter oder Hackfleisch (Ausnahme Rabenvögel), kein Brot oder Speisereste. Auch die unsachgemäße Versorgung mit Wasser kann schiefgehen – das Tier kann sich verschlucken und ersticken (kommt häufig vor bei geschwächten Jungtieren – daher bitte keine Selbstversuche). Insbesondere bei der Verabreichung von Wasser mittels Pipetten ist die Gefahr, etwas falsch zu machen, sehr groß! - Verabreichen Sie bitte keine Medikamente, Entwurmungstabletten oder ähnliches. Wildtiere vertragen oftmals die Medikamente unserer Haustiere nicht.
- Bitte lassen Sie keine Wasserschüsseln in dem Transportbehältnis! Beim Transport wird sonst das Wasser verschüttet, das Tier wird nass und kühlt aus.
- Bitte unternehmen Sie keine eigenen Versuche auf Kosten der Tiere!
Wie können Sie Wildvögeln im Alltag helfen?
- Stellen Sie Futterplätze und Vogelhäuser in Ihrem Garten zur Verfügung – wir befürworten eine ganzjährige Fütterung, auch Trinkmöglichkeiten werden gerne angenommen.
- Halten Sie Futterplätze sauber und trocken um Ansteckungsgefahr mit Krankheiten zu vermindern.
- Nistkästen können auch im Winter einen wertvollen Unterschlupf darstellen.
- Gestalten Sie Ihren Garten natürlich! So finden Vögel wertvolle Nahrungsquellen.
- Verwenden Sie in Ihrem Garten keine Insektizide oder sonstige giftige Substanzen, die von den Tieren aufgenommen werden könnten.
- Wenn Sie Vögel hinter Abwehrnetzen eingesperrt entdecken, zögern Sie nicht uns zu kontaktieren!