Fledermaus gefunden

ZwergfledermausFledermäuse sind Wildtiere, die mehrmals im Jahr ihr Quartier wechseln und dafür mitunter sehr weite Strecken zurücklegen. Zu den häufigeren Herausforderungen für diese Tiere gehören plötzliche Kälteeinbrüche, längere Hitze- Trockenheitsphasen und Quartierverluste, etwa durch Bau- und Sanierungsarbeiten oder Baumschnitte. Fledermäuse sind geschickte, nachtaktive Insektenjäger, die an ein Leben in der Luft, nicht aber an einen Aufenthalt am Boden angepasst sind. Deshalb ist eine am Boden aufgefundene Fledermaus immer ein Grund, Kontakt zu einer fachkundigen Stelle aufzunehmen. Finden Sie eine in Not geratene Fledermaus, können Sie sich hier über Erstversorgungsmaßnahmen informieren oder die Wildtierhilfe Wien kontaktieren!

Wir empfehlen, folgende Fledermäuse aufzunehmen

  • Fledermäuse, die tagsüber an einer exponierten Stelle, etwa an einer Hausmauer in der prallen Sonne hängend, gefunden werden und nicht von selbst wegfliegen
  • Fledermäuse, die am Boden liegend gefunden werden
  • Fledermäuse, die eindeutige Verletzungen aufweisen, z.B. zerrissene Flughäute, blutende Wunden oder fehlende/abstehende Gliedmaßen

Fassen Sie Fledermäuse ausschließlich mit dicken Arbeitshandschuhen an – auch eine schwer verletzte Fledermaus kann sehr bissig sein! Fledermäuse sind anspruchsvolle Pfleglinge, unternehmen Sie daher bitte keine Versuche in Eigenregie!

Erste Hilfe für Fledermäuse

  1. Setzen Sie die Fledermaus in einen Karton, der mit Küchenrolle ausgekleidet ist und kleine Luftlöcher hat.
  2. Karton hereinnehmen. Lassen Sie den Karton bitte nicht draußen in der prallen Sonne oder in der Kälte stehen!
  3. Handelt es sich um ein noch nacktes Jungtier oder fühlt sich die Fledermaus kalt an, wärmen Sie diese langsam (!) auf und bieten Sie eine ungefähr körperwarme Wärmequelle (Heizmatte, Thermophor, Kirschkernkissen) an, die so angebracht wird, dass die Fledermaus auch die Möglichkeit hat, auszuweichen und einen kühleren Ort aufzusuchen. Nicht empfehlen können wir die Verwendung von Wärmelampen, da diese die Tiere zu stark austrocknen.
  4. Karton auf Ausbruchsicherheit überprüfen.
  5. Kontaktieren Sie die Wildtierhilfe Wien oder eine Pflegestelle in Ihrer Nähe.
  6. Erst in Absprache mit einer Wildtierauffangstation darf Wasser (anders als im Marmeladenglasdeckel) verabreicht werden. Schwache Tiere können sich schnell verschlucken und ersticken.

Transport

  • Hierfür bitten wir Sie, nasses Futter und Wasser wieder aus der Transportbox zu entfernen, damit das Tier nicht nass wird.
  • Die Fledermaus muss ausbruchssicher verstaut werden. Es reicht ein Schuhkarton mit Luftlöchern, welcher gut zugeklebt so verstaut wird, dass er beim Transport nicht umherrutschen kann.
  • Auch während der Fahrt sollte das Tier warm bleiben, daher ggf. ein lauwarmes Thermophor oder ein Kirschkernkissen so in oder unter der Box anbringen, dass die Fledermaus notfalls der Wärmequelle ausweichen kann.

 Was Sie nicht tun sollten

  • Geben Sie dem Tier bitte kein Futter und auch kein Wasser ohne vorherige Absprache:
    Geschwächte Tiere müssen erst mit Infusionen aufgebaut werden, bevor sie in der Lage sind Futter zu verdauen. Füttern Sie insbesondere keine Regenwürmer, Käfer, Wespen, keine Milchprodukte, kein Müsli, kein Hunde/Katzenfutter oder Hackfleisch, kein Brot oder Speisereste. Auch die unsachgemäße Versorgung mit Wasser kann schiefgehen – das Tier kann sich verschlucken und ersticken (kommt häufig vor bei geschwächten Jungtieren – daher bitte keine Selbstversuche). Insbesondere bei der Verabreichung von Wasser mittels Pipetten ist die Gefahr, etwas falsch zu machen, sehr groß!
  • Verabreichen Sie der Fledermaus keinerlei Medikamente ohne tierärztliche Anweisung!
  • Werfen Sie die Fledermaus nicht in die Luft, um ihre Flugfähigkeit zu testen – das Tier würde von selbst wegfliegen, wenn es kann.
  • Verwenden Sie bitte keine Salben zum Eincremen der Flughaut (die Flughäute verkleben dadurch, werden schlecht durchblutet und nicht gut belüftet. Dies kann zu nässenden Wunden führen).
  • Bitte lassen Sie keine Wasserschüsseln in dem Transportbehältnis! Beim Transport wird sonst das Wasser verschüttet, das Tier wird nass und kühlt aus.
  • Ziehen Sie das Tier bitte nicht selbst auf. Wir verstehen, dass die Handaufzucht von so kleinen Tieren eine besondere Erfahrung ist. Gleichzeitig ist sie aber enorm zeitaufwändig. Vor allem kleine Tiere müssen Tag und Nacht alle zwei Stunden versorgt werden. Wenn nur ein Tier gefunden wird und die Fledermaus daher alleine aufwachsen muss, wird sie womöglich fehlgeprägt. Fehlgeprägte Tiere werden in der Natur von Artgenossen im besten Fall verstoßen, im schlimmsten Fall getötet. Darüber hinaus muss die Auswilderung in einem entsprechenden Rahmen geschehen. Auch offenbar selbstständige Tiere können nicht einfach in die Freiheit entlassen werden!

Wie können Sie den Fledermäusen im Alltag helfen?

  • Setzen Sie keine Insektizide in Ihren Gärten ein – als Insektenfresser finden Fledermäuse dadurch kein Futter.
  • Seien Sie vorsichtig beim Schneiden von Bäumen – manche Fledermausarten sind (Baum-)Höhlenbewohner. Leider werden allzu oft Fledermäuse bei Baumschnittarbeiten schwer verletzt.
  • Bieten Sie Fledermauskästen an. Diese können an Bäume und Hauswände gehängt werden. 
  • Für viele nachtaktive Wildtiere ist Lichtverschutzung ein großes Problem. Informieren Sie sich über wildtierfreundliche Gartenbeleuchtung.