Wildvogelfütterung im Winter

Wildvogelfütterung im Winter

Durch intensive landwirtschaftliche Nutzung, sterile Gärten und immer weniger werdende naturbelassenen Flächen schwinden die natürlichen Nahrungsquellen unserer Wildvögel zunehmend. Neben anderen Faktoren, wie mangelnde Nistplätze, führt dieses zu einem Sinken der Populationsdichte vieler Arten. Wer deshalb eine Wildvogel-Futterstelle einrichten möchte, sollte sich das nötige Hintergrundwissen aneignen und Hygienestandards beachten.

Wann und wo sollte gefüttert werden?

Sperlinge Sonnenblumen

Bild von Jacqueline Klein-Wlika

Wer eine Futterstelle einrichten möchte, sollte das spätestens jetzt tun. Besser wäre, schon ab September Futter anzubieten. Einerseits gibt es gerade in städtischen Ballungsräumen nur ein geringes Nahrungsangebot, andererseits benötigen die Tiere Zeit, um die Futterstelle anzunehmen. Wichtig ist auch, die Fütterung nicht zu früh zu beenden, sofern man nicht sowieso ein ganzjähriges Futterangebot anstrebt. Da Vögel im Winter vor allem in der Nacht ihre wertvollen Energiereserven verbrauchen, sollte bereits in der Morgendämmerung genügend Futter bereitliegen. Meist kommen die Tiere auch nochmals am späten Nachmittag an die Futterstelle, um sich vor der kalten Nacht noch einmal den Bauch vollzuschlagen. Der ideale Standort für ein solches Vogelrestaurant sollte an mindestens drei Seiten offen sein, sodass die Tiere einen guten Überblick über die Umgebung haben. Fressfeinde sollten sich nicht unbemerkt anschleichen können. Trotzdem sollten in ungefähr zwei Meter Entfernung zumindest ein Gebüsch oder Baum zur Deckung vorhanden sein, sollten die Vögel Schutz vor Angriffen durch Katzen oder auch aus der Luft, wie durch einen Sperber, aufsuchen wollen. Anderen sehr scheuen Vögeln, wie dem Zaunkönig, sollte man eine Bodenfütterungsstelle nahe eines Dickichts einrichten. Wichtig ist dabei, niemals Futter vor einer großen Glasscheibe anzubieten. Vögel können diese nicht als Hindernis erkennen und fliegen mit hohen Geschwindigkeiten dagegen. Solche Kollisionen enden meist tödlich.

Artgerechtes Futterangebot

Futterstelle

Bild von Anja Roscam Abbing

Das Futterangebot in Fachmärkten, Online-Shops und Supermärkten ist sehr umfangreich. Die Preise variieren genauso wie die Qualität. „Man ist, was man isst“ gilt nicht nur für uns Menschen, sondern auch für Tiere, weswegen es sich auszahlt, den einen oder anderen Euro mehr zu investieren. Bevor man eine Futterstelle mit Futter bestückt, sollte man sich überlegen, welche Vögel hauptsächlich von dem Angebot Gebrauch machen werden. Zusätzlich zu einer hochwertigen Winter-Körnermischung eignen sich auch fetthaltige Futtermittel. Sogenanntes Fettfutter, zu dem Meisenringe, Meisenknödel, fetthaltiges Streufutter und auch Fett- oder Energieblöcke zählen, ist für Meisen, Amseln oder auch Eichelhäher ein gutes Nahrungsangebot. Auch Spechte nehmen sie gerne, wenn man ihnen das Futter direkt an den Stamm befestigt, so dass sie gut daran picken können. Ebenso hoch im Kurs stehen Sonnenblumenkerne oder auch Nüsse. Weichfutterfresser, wie Amseln, freuen sich auch über frisches Obst oder getrocknete Beeren. Halbierte Äpfel auf dem Boden liegend oder auf Zweige gespiest nehmen sie dankbar an. Anderen Vögeln, wie der Heckenbraunelle, macht man mit feinen Sämereien eine Freude. Achtung: Es kommt immer wieder vor, dass Vögel mit ihren Beinchen in Meisenknödelnetzen hängen bleiben. Kontrollieren Sie diese daher laufend oder bieten Sie jene gleich direkt in speziellen Metallkörben an.

Bild von Jacqueline Klein-Wlika: Futterseule

Bild von Jacqueline Klein-Wlika

So umfangreich wie die verschiedenen Ernährungsweisen sind, sind auch die Angebote von Futterhäusern, Silos und Co. Meisen oder Kleiber sind geschickte Akrobaten und fressen gern an freihängenden Meisenknödeln oder Ringen. Sperlinge oder Finken hingegen bevorzugen fest montierte Futterplätze. Andere Vögel, wie Amseln oder Stare, fressen lieber direkt vom Boden. Ganz gleich für welche Variante Sie sich entscheiden, wichtig ist, dass immer zuverlässig Futter vorhanden ist, dass sich die Futterstelle gut reinigen lässt und dass das Futter nicht nass oder schimmlig werden kann. Für Bodenfütterungsstellen haben sich daher Überdachungen bewährt.

Hygienemaßnahmen

Wie bereits erwähnt, ist Hygiene am Futterplatz einer der wichtigsten Punkte bei der Vogelfütterung. An Futterplätzen tummelt sich eine große Anzahl von Tieren, die dort auch Kot zurücklassen. Wird der Platz nicht regelmäßig gereinigt, kommt es schnell zu einer für die Vögel lebensbedrohlichen Verunreinigung durch Bakterien und Parasiten. Gerade feuchtes Vogelfutter bietet ideale Bedingungen zur Vermehrung von Krankheitserregern. Wird das Vogelrestaurant allerdings sauber und trocken gehalten, besteht auch für den Menschen keine Ansteckungsgefahr.

Wasservogelfütterung

Schwäne Fütterung

Bild von Andrea Girsch

Auch Wassergeflügel wie Schwäne, Enten oder Blässhühner haben mit harten Wintern zu kämpfen. Bei der Fütterung von Wasservögeln ist allerdings einiges zu beachten. Getreide, Hühnerfutter, weiche gekochte Kartoffelstücke oder Kleie wären prinzipiell geeignet. Gern nehmen die Tiere auch Salat an. Wichtig ist, nur so viel zu füttern, wie die Tiere fressen können. Im Wasser zurück bleibendes Futter kann die Wasserqualität massiv schädigen. Ganze Semmeln, Toastbrot-Scheiben oder auch Pommes sind kein geeignetes Futter für Wasservögel. Wir gehen noch einen Schritt weiter und stellen die Fütterung von Wassergeflügel an sich in Frage. Die Gewässer neigen in der Stadt ohnehin schon dazu, sehr nährstoffreich zu sein. Und nachdem viele Menschen in der Stadt zusätzlich in unverhältnismäßigem Ausmaß füttern, ist die Gefahr, der Umwelt (und letztendlich auch den Tieren) zusätzlich zu schaden viel größer, als die Wahrscheinlichkeit, mit einer Fütterung Gutes zu tun.

Wasserangebot nicht vergessen!

Neben einem artgerechten Futterangebot ist auch eine Wasserstelle enorm wichtig. Gerade wenn die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken, finden die Tiere kaum noch Wasserstellen. Selbst wenn es kalt ist, benötigen Vögel Trinkwasser. Die Wasserstelle sollte flach und mit einem großen Stein in der Mitte gesichert sein. So besteht keine Gefahr des Ertrinkens. Wasserstellen sollten mindestens einmal täglich gereinigt und heiß ausgespült werden. Bitte achten Sie auch darauf, dass die Wasserstelle nicht längere Zeit zugefroren bleibt. Wildvögel verlassen sich auf die ihnen bekannten Futter- und Wasserquellen.